Pelagos
01.06.2018, 00:22
Ich scanne unter anderem nahezu täglich Dutzende von in- und ausländischen Freierforen und -portalen – mit ein Grund, warum mir für das Schreiben von Besuchsberichten insbesondere in meinen Heimatforen „Rheinforum“ und „Eisbärenforum“ keine Zeit mehr bleibt. Heute möchte ich mich allerdings einmal zu Wort melden, weil mir in den letzten Monaten immer wieder aufgefallen ist, dass Freier sich über gestiegene Preise in deutschen Puffs beklagen oder vermelden, dass für gegebene Preise nur noch Mininmalservice zu erhalten ist. Auf der anderen Seite wird allerdings auch immer wieder darauf verwiesen, dass die Preise seit Jahrzehnten stabil geblieben seien. Beides zugleich kann nicht stimmen. Wo stehen wir heute? Eine Analyse.
Zunächst mal ein paar Wechselkurse:
Der Euro wurde rechnerisch zum Ultimo 1998 zum Kurs von 1,95583 DM eingeführt. Das zog folgende exakte Wechselkurse nach sich:
100 EUR - 195,583 DM
50 EUR – 97,7915 DM
30 EUR – 58,6749 DM
100 DM – 51,1292 EUR
50 DM – 25,5646 EUR
30 DM – 15,3376 EUR
Für unsere Zwecke ist eine solche exakte Wechselkursberechnung nicht erforderlich und unpraktisch; es reicht völlig, davon auszugehen, dass man im Jahre 1999 mit 100 EUR die Kaufkraft von 200 DM besaß.
Es stimmt, dass die Preise im Paysex sich seitdem kaum verändert haben. Sie hatten sich im Jahre 1999 schon seit Jahren nicht verändert, und zwar aus zwei Gründen, die ich gleich anführen werde. Ich selbst sammelte meine ersten Paysex-Erfahrungen Anfang der 80er Jahre in den Eroscentern und Laufstraßen an Rhein und Ruhr. Damals bezahlte man in der Essener Stahlstraße für ein Standardzimmer 50 DM für etwa eine halbe Stunde, im Kölner Eroscenter an der Hornstraße 100 DM und am Duisburger Vulkan oft auch nur 30 DM oder gelegentlich sogar nur 20 DM. Was damals anders war als heute: Sobald man der Frau seiner Wahl aufs Zimmer gefolgt war, begannen die Diskussionen à la „Schatzi, willst du nicht mal ein bisschen mehr investieren, ein bisschen länger bleiben, etwas richtig Geiles machen, dir etwas Gutes gönnen blablabla...“
Ich war jung, ich war geil und – na klar, ich war sehr interessiert daran, mal so richtig phantastisch durchzustarten und ich habe mich oft hochkobern lassen. Nahezu jede der übrigens zu dieser Zeit noch vorwiegend deutschen Frauen hat das damals bei ihren Freiern versucht - ein Gebaren, dass heute euphemisierend als "alte Schule" bezeichnet wird - und häufig genug geriet man dabei an eine AZF. Anfangs war Sex ohne Kondom gegen Aufpreis stets erhältlich (üblich war ein Kurs von 80 DM in Essen); erst als ab 1985 AIDS in die Schlagzeilen kam, wurden in den Eroscentern Kondome als obligatorisch angesehen. Zusammenfassend kann man sagen, dass in den 80er Jahren Bordellbesuche für mich richtig teuer waren. Schon mit zwei Standardnummern pro Woche im Laufhaus gelangte ich damals an meine finanziellen Grenzen.
Bis zum Jahre 1999 sollten noch circa 15 Jahre vergehen, in denen die Preise inflationsbedingt spürbar hätten ansteigen müssen. Sie taten es aber nicht, zum einen, weil der Fall der Mauer 1989 eine riesige Schar von osteuropäischen Sexarbeiterinnen ins Land spülte, die für Discountpreise zu arbeiten bereit waren. Zum anderen verhinderte das aufkommende Internet weitere Preisanstiege. Das Internet war in den ersten Jahren zunächst nur ein Tummelplatz für experimentierfreudige Freaks und Abenteurer. Man muss sich aber einmal klar machen, dass das Internet im Kern eine Deflationsmaschine ist, die für Transparenz sorgt und Transaktionspreise und Preise für die Beschaffung von Informationen gegen null drückt. Etwas Vergleichbares gab es vorher nicht und man kann zurecht behaupten, dass das Internet im Paysexbereich einen Deflationsschock hervorgerufen hat. Ehrlich gesagt, Ende der 90er Jahre schaute ich mit verklärter Nostalgie auf die „guten, alten Zeiten“ der 80er Jahre zurück, als die Huren in den Eroscentern noch weitgehend autonom ihre Preise bestimmten und genau das machten, wozu sie Lust hatten. Ein Besuch bei einer Hure war damals wie eine Wundertüte: Oft wurde man hochgekobert und abgezockt, manchmal bekam man aber auch eine richtige „Hochzeitsnacht“ für sein Geld, oft sogar für nur kleines Geld. Ende der 1990er Jahre waren die Preise zwar nominal auf demselben Niveau wie zu Anfang der 1980er Jahre und damit angesichts der damaligen Inflationsraten real massiv gesunken, man bekam aber in den Eroscentern überall nur noch den rigide durchgetakteten Einheitsservice serviert: „Schatzi, 20min blasen und Verkehr 30 EUR!“ Mich persönlich ödete dieser Einheitsbrei damals an, doch das ist hier nicht weiter von Bedeutung.
Die Frage ist vielmehr jetzt, welche Kaufkraft man mit 100 EUR aus dem Jahre 2018 im Jahre 1999 besessen hätte, als der Euro rechnerisch eingeführt wurde? Ich habe mir dazu die Inflationszahlen im betreffenden Zeitraum angeschaut und weitere Plausibilitätsüberlegungen angestellt, denn Inflationsangaben sind immer auf einen gemischten Warenkorb gemünzt, der möglicherweise falsche Schlussfolgerungen impliziert. Anders als in den vorhergehenden Jahrzehnten hat sich die Inflation in den letzten etwa 20 Jahren massiv zurückentwickelt. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass eine sinnvolle Maßzahl für den inflationsbedingten Kaufkraftverlust für den fast 20 Jahre währenden Zeitraum zwischen 1999 und 2018 bei 25 % veranschlagt werden kann. Ich unterstelle im Übrigen auch für den 15 Jahre umfassenden Zeitraum zwischen 1984 und 1999 der Einfachheit halber einen ähnlichen Kaufkraftverlust in Höhe von 25 % (der in Wahrheit eher höher veranschlagt werden muss).
Das bedeutet, dass 100 EUR im Jahre 1999 dieselbe Kaufkraft hatten wie 133,33 EUR im Jahre 2018 und dass die Kaufkraft von 100 EUR im Jahre 2018 nur die Hergabe von 75 EUR im Jahre 1999 erfordert hätte. Damit haben wir nun einen aussagekräftigen Datenkranz:
50 EUR im Jahre 2018 entsprechen einer Kaufkraft von 37,50 EUR (=75 DM) im Jahre 1999.
50 DM im Jahre 1999 entsprechen einer Kaufkraft von 33,33 EUR im Jahre 2018.
50 DM im Jahre 1984 für ein Standardzimmer im Eroscenter (wie damals im Ruhrgebiet üblich) entsprechen bei den unterstellten Inflationsraten einer Kaufkraft von 44,44 EUR im Jahre 2018.
30 EUR (statt 50 DM) für ein Standardzimmer im Eroscenter (wie damals im Ruhrgebiet üblich) unmittelbar nach der der Einführung der Euro-Banknoten zum 01.01.2002 entsprach damals einer satten Tariferhöhung um 20 %; in DM ausgedrückt hätte der Tarif damals bei 60 DM gelegen. Heute, im Jahre 2018, sind diese 30 EUR äquivalent mit maximal 22,50 EUR.
In anderen Worten: Die Preise beispielsweise am Vulkan – inzwischen die Parademeile im Ruhrgebiet - sind heute um maximal 10 % günstiger als am 31.12.2001, am Tag vor der Einführung der Euro-Banknoten. Mit 30 EUR haben sich die Preise am Vulkan seit dem 01.01.2002 nominal stabil gehalten; damals kamen sie jedoch einer Preiserhöhung von 20 % gleich. Einer Hure, der man gar im Jahre 1984 50 DM ausgehändigt hat, müsste man heute mindestens 44,44 EUR bezahlen, um ihr die gleiche Kaufkraft wie damals zu bieten.
Kommen wir nun zu den Saunaclubs.
Exemplarisch wähle ich hier den niederrheinischen Pionier „Planet Happy Garden Oedt“ in der Preisbetrachtung aus, der seit 1993 im Geschäft ist und dessen wichtigster Epigone „Golden Time Brüggen“ bei seiner Ausgründung im Mai 2004 dasselbe Preismodell benutzte und sich in der Folge als erfolgreichster Club in der Region etablieren konnte. Im „PHG“ galt bis zur DM/EUR-Umstellung ein Eintrittspreis von 100 DM; für 30min Service wurde damals 50 DM abgerechnet, für 60min entsprechend 100 DM. Hinzu kam ein einmaliger Zuschlag von 50 DM für das damals dem Clubstandard entsprechende „Französisch ohne“, das machte dann in der Summe für 30min 100 DM und für 60min 150 DM. Zum 01.01.2002 wurden diese Preise in Euro konvertiert; damit kann man für 30min Clubservice auf 50 EUR und für 60min auf 75 EUR.
Wir wissen bereits aus weiter oben durchgeführten Berechnungen, dass 50 EUR für 30min Clubservice im Jahre 2018 im Jahre 1999 nur einen Wert von 37,50 EUR (=75 DM) gehabt hätten; entsprechend wären 75 EUR für 60min aus dem Jahre 2018 im Jahre 1999 nur 56,25 EUR (=112,50 DM) wert gewesen.
Es war absehbar, dass sich angesichts dieser Zahlen im Laufe der letzten Jahre Unmut unter den Prostituierten breit machen würde. Ohne den oben dargestellten preislichen Zusammenhang noch zu berücksichtigen, galt außerdem immer mehr die Milchmädchenrechnung: „Wenn 30min Zimmergang 50 EUR kosten, dann verlängere ich nicht für lumpige 25 EUR auf eine Stunde; vielmehr muss dann für 60min ein Preis von 100 EUR gelten!“
Dieser Forderung konnten sich die Clubs in den letzten Jahren zunehmends immer weniger entziehen; entsprechend hat sich inzwischen in fast allen „Premiumclubs“ ein Stundenpreis von 100 EUR etabliert – wohlgemerkt nur für den Basisservice. Diese 100 EUR hätten im Jahre 1999 eine Kaufkraft von 75 EUR gehabt.
Nachdem die Preise nun also viele Jahre lang real gefallen sind, hat in den letzten zwei bis drei Jahren eine Umkehr stattgefunden: Die Clubdienstleisterinnen wehren sich gegen gefühlte und vermeintlich zu niedrige Preise, und ihnen kommt dabei das neue ProstSchG zuhilfe. Denn in der obigen Rechnung wurde nach altem Clubstandard immer der Service „Französisch ohne“ mit eingerechnet, ein Service, der heute nicht mehr im Angebot sein darf. Dementsprechend müssten die Preise bezogen auf den Service von 1999 um (die noch um die Inflation zu bereinigenden) 50 DM (=25 EUR) gekürzt werden. Anders ausgedrückt:
Wer heute im PHG für 30min Service nach damaligem Clubstandard einer Clubdienstleisterin dieselbe Kaufkraft aushändigen wollte wie damals, der müsste dafür rund 67 EUR bezahlen.
Die Huren wehren sich, ihnen sind die Tarife zu niedrig und das ProstSchG leistet ihnen Schützenhilfe, denn offiziell dürfen sich die Clubs in die Preisgestaltung der Frauen nicht mehr einmischen. Und wo frau gerade in Fahrt ist, werden nun auch Extras für alles und jedes formuliert, was vorher selbstverständlich inklusive war. Man muss dabei auch in Rechnung stellen, dass die Frauen herumkommen und sehen, was los ist: Zumindest in den großen, „systemrelevanten“ Touristenclubs finden sich Gäste aus Asien, den USA, der Schweiz, Skandinavien oder den arabischen Ländern ein, die eine dicke Brieftasche mitbringen, die die Spendierhosen an haben und die auch mit den neuerdings steigenden Preisforderungen immer noch blendend zurechtkommen angesichts teils sehr restriktiver gesetzlicher Vorgaben in ihren Heimatländern und den damit einhergehenden sündhaft teuren Tarifen. Man muss es einmal klar formulieren: Der biodeutsche Standardficker mit Service-Garantieansprüchen steht bei den Clubdamen nicht unbedingt hoch im Kurs; wenn überhaupt, dann möge er sich endlich mal an „vernünftige“ Tarife gewöhnen.
Zusammenfassend ist zu sagen:
Paysex in Deutschland war in den letzten Jahrzehnten – gemessen an der deutschen Kaufkraft – jahrzehntelang zu billig. Mir persönlich fällt es schwer, das zu konstatieren, aber Paysex ist dann richtig gepreist, wenn er für die einheimische Bevölkerung sündhaft teuer ist – ansonsten rebellieren die Huren, auch dann, wenn sie aus einem anderen Land kommen. Allerdings hat sich der Wind gedreht. In den folgenden Jahren wird es in deutschen Bordellen insbesondere in Kombination mit satten Aufpreisen (für bisher oft als inklusive geltende) Extras zu Preisexplosionen kommen.
Zunächst mal ein paar Wechselkurse:
Der Euro wurde rechnerisch zum Ultimo 1998 zum Kurs von 1,95583 DM eingeführt. Das zog folgende exakte Wechselkurse nach sich:
100 EUR - 195,583 DM
50 EUR – 97,7915 DM
30 EUR – 58,6749 DM
100 DM – 51,1292 EUR
50 DM – 25,5646 EUR
30 DM – 15,3376 EUR
Für unsere Zwecke ist eine solche exakte Wechselkursberechnung nicht erforderlich und unpraktisch; es reicht völlig, davon auszugehen, dass man im Jahre 1999 mit 100 EUR die Kaufkraft von 200 DM besaß.
Es stimmt, dass die Preise im Paysex sich seitdem kaum verändert haben. Sie hatten sich im Jahre 1999 schon seit Jahren nicht verändert, und zwar aus zwei Gründen, die ich gleich anführen werde. Ich selbst sammelte meine ersten Paysex-Erfahrungen Anfang der 80er Jahre in den Eroscentern und Laufstraßen an Rhein und Ruhr. Damals bezahlte man in der Essener Stahlstraße für ein Standardzimmer 50 DM für etwa eine halbe Stunde, im Kölner Eroscenter an der Hornstraße 100 DM und am Duisburger Vulkan oft auch nur 30 DM oder gelegentlich sogar nur 20 DM. Was damals anders war als heute: Sobald man der Frau seiner Wahl aufs Zimmer gefolgt war, begannen die Diskussionen à la „Schatzi, willst du nicht mal ein bisschen mehr investieren, ein bisschen länger bleiben, etwas richtig Geiles machen, dir etwas Gutes gönnen blablabla...“
Ich war jung, ich war geil und – na klar, ich war sehr interessiert daran, mal so richtig phantastisch durchzustarten und ich habe mich oft hochkobern lassen. Nahezu jede der übrigens zu dieser Zeit noch vorwiegend deutschen Frauen hat das damals bei ihren Freiern versucht - ein Gebaren, dass heute euphemisierend als "alte Schule" bezeichnet wird - und häufig genug geriet man dabei an eine AZF. Anfangs war Sex ohne Kondom gegen Aufpreis stets erhältlich (üblich war ein Kurs von 80 DM in Essen); erst als ab 1985 AIDS in die Schlagzeilen kam, wurden in den Eroscentern Kondome als obligatorisch angesehen. Zusammenfassend kann man sagen, dass in den 80er Jahren Bordellbesuche für mich richtig teuer waren. Schon mit zwei Standardnummern pro Woche im Laufhaus gelangte ich damals an meine finanziellen Grenzen.
Bis zum Jahre 1999 sollten noch circa 15 Jahre vergehen, in denen die Preise inflationsbedingt spürbar hätten ansteigen müssen. Sie taten es aber nicht, zum einen, weil der Fall der Mauer 1989 eine riesige Schar von osteuropäischen Sexarbeiterinnen ins Land spülte, die für Discountpreise zu arbeiten bereit waren. Zum anderen verhinderte das aufkommende Internet weitere Preisanstiege. Das Internet war in den ersten Jahren zunächst nur ein Tummelplatz für experimentierfreudige Freaks und Abenteurer. Man muss sich aber einmal klar machen, dass das Internet im Kern eine Deflationsmaschine ist, die für Transparenz sorgt und Transaktionspreise und Preise für die Beschaffung von Informationen gegen null drückt. Etwas Vergleichbares gab es vorher nicht und man kann zurecht behaupten, dass das Internet im Paysexbereich einen Deflationsschock hervorgerufen hat. Ehrlich gesagt, Ende der 90er Jahre schaute ich mit verklärter Nostalgie auf die „guten, alten Zeiten“ der 80er Jahre zurück, als die Huren in den Eroscentern noch weitgehend autonom ihre Preise bestimmten und genau das machten, wozu sie Lust hatten. Ein Besuch bei einer Hure war damals wie eine Wundertüte: Oft wurde man hochgekobert und abgezockt, manchmal bekam man aber auch eine richtige „Hochzeitsnacht“ für sein Geld, oft sogar für nur kleines Geld. Ende der 1990er Jahre waren die Preise zwar nominal auf demselben Niveau wie zu Anfang der 1980er Jahre und damit angesichts der damaligen Inflationsraten real massiv gesunken, man bekam aber in den Eroscentern überall nur noch den rigide durchgetakteten Einheitsservice serviert: „Schatzi, 20min blasen und Verkehr 30 EUR!“ Mich persönlich ödete dieser Einheitsbrei damals an, doch das ist hier nicht weiter von Bedeutung.
Die Frage ist vielmehr jetzt, welche Kaufkraft man mit 100 EUR aus dem Jahre 2018 im Jahre 1999 besessen hätte, als der Euro rechnerisch eingeführt wurde? Ich habe mir dazu die Inflationszahlen im betreffenden Zeitraum angeschaut und weitere Plausibilitätsüberlegungen angestellt, denn Inflationsangaben sind immer auf einen gemischten Warenkorb gemünzt, der möglicherweise falsche Schlussfolgerungen impliziert. Anders als in den vorhergehenden Jahrzehnten hat sich die Inflation in den letzten etwa 20 Jahren massiv zurückentwickelt. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass eine sinnvolle Maßzahl für den inflationsbedingten Kaufkraftverlust für den fast 20 Jahre währenden Zeitraum zwischen 1999 und 2018 bei 25 % veranschlagt werden kann. Ich unterstelle im Übrigen auch für den 15 Jahre umfassenden Zeitraum zwischen 1984 und 1999 der Einfachheit halber einen ähnlichen Kaufkraftverlust in Höhe von 25 % (der in Wahrheit eher höher veranschlagt werden muss).
Das bedeutet, dass 100 EUR im Jahre 1999 dieselbe Kaufkraft hatten wie 133,33 EUR im Jahre 2018 und dass die Kaufkraft von 100 EUR im Jahre 2018 nur die Hergabe von 75 EUR im Jahre 1999 erfordert hätte. Damit haben wir nun einen aussagekräftigen Datenkranz:
50 EUR im Jahre 2018 entsprechen einer Kaufkraft von 37,50 EUR (=75 DM) im Jahre 1999.
50 DM im Jahre 1999 entsprechen einer Kaufkraft von 33,33 EUR im Jahre 2018.
50 DM im Jahre 1984 für ein Standardzimmer im Eroscenter (wie damals im Ruhrgebiet üblich) entsprechen bei den unterstellten Inflationsraten einer Kaufkraft von 44,44 EUR im Jahre 2018.
30 EUR (statt 50 DM) für ein Standardzimmer im Eroscenter (wie damals im Ruhrgebiet üblich) unmittelbar nach der der Einführung der Euro-Banknoten zum 01.01.2002 entsprach damals einer satten Tariferhöhung um 20 %; in DM ausgedrückt hätte der Tarif damals bei 60 DM gelegen. Heute, im Jahre 2018, sind diese 30 EUR äquivalent mit maximal 22,50 EUR.
In anderen Worten: Die Preise beispielsweise am Vulkan – inzwischen die Parademeile im Ruhrgebiet - sind heute um maximal 10 % günstiger als am 31.12.2001, am Tag vor der Einführung der Euro-Banknoten. Mit 30 EUR haben sich die Preise am Vulkan seit dem 01.01.2002 nominal stabil gehalten; damals kamen sie jedoch einer Preiserhöhung von 20 % gleich. Einer Hure, der man gar im Jahre 1984 50 DM ausgehändigt hat, müsste man heute mindestens 44,44 EUR bezahlen, um ihr die gleiche Kaufkraft wie damals zu bieten.
Kommen wir nun zu den Saunaclubs.
Exemplarisch wähle ich hier den niederrheinischen Pionier „Planet Happy Garden Oedt“ in der Preisbetrachtung aus, der seit 1993 im Geschäft ist und dessen wichtigster Epigone „Golden Time Brüggen“ bei seiner Ausgründung im Mai 2004 dasselbe Preismodell benutzte und sich in der Folge als erfolgreichster Club in der Region etablieren konnte. Im „PHG“ galt bis zur DM/EUR-Umstellung ein Eintrittspreis von 100 DM; für 30min Service wurde damals 50 DM abgerechnet, für 60min entsprechend 100 DM. Hinzu kam ein einmaliger Zuschlag von 50 DM für das damals dem Clubstandard entsprechende „Französisch ohne“, das machte dann in der Summe für 30min 100 DM und für 60min 150 DM. Zum 01.01.2002 wurden diese Preise in Euro konvertiert; damit kann man für 30min Clubservice auf 50 EUR und für 60min auf 75 EUR.
Wir wissen bereits aus weiter oben durchgeführten Berechnungen, dass 50 EUR für 30min Clubservice im Jahre 2018 im Jahre 1999 nur einen Wert von 37,50 EUR (=75 DM) gehabt hätten; entsprechend wären 75 EUR für 60min aus dem Jahre 2018 im Jahre 1999 nur 56,25 EUR (=112,50 DM) wert gewesen.
Es war absehbar, dass sich angesichts dieser Zahlen im Laufe der letzten Jahre Unmut unter den Prostituierten breit machen würde. Ohne den oben dargestellten preislichen Zusammenhang noch zu berücksichtigen, galt außerdem immer mehr die Milchmädchenrechnung: „Wenn 30min Zimmergang 50 EUR kosten, dann verlängere ich nicht für lumpige 25 EUR auf eine Stunde; vielmehr muss dann für 60min ein Preis von 100 EUR gelten!“
Dieser Forderung konnten sich die Clubs in den letzten Jahren zunehmends immer weniger entziehen; entsprechend hat sich inzwischen in fast allen „Premiumclubs“ ein Stundenpreis von 100 EUR etabliert – wohlgemerkt nur für den Basisservice. Diese 100 EUR hätten im Jahre 1999 eine Kaufkraft von 75 EUR gehabt.
Nachdem die Preise nun also viele Jahre lang real gefallen sind, hat in den letzten zwei bis drei Jahren eine Umkehr stattgefunden: Die Clubdienstleisterinnen wehren sich gegen gefühlte und vermeintlich zu niedrige Preise, und ihnen kommt dabei das neue ProstSchG zuhilfe. Denn in der obigen Rechnung wurde nach altem Clubstandard immer der Service „Französisch ohne“ mit eingerechnet, ein Service, der heute nicht mehr im Angebot sein darf. Dementsprechend müssten die Preise bezogen auf den Service von 1999 um (die noch um die Inflation zu bereinigenden) 50 DM (=25 EUR) gekürzt werden. Anders ausgedrückt:
Wer heute im PHG für 30min Service nach damaligem Clubstandard einer Clubdienstleisterin dieselbe Kaufkraft aushändigen wollte wie damals, der müsste dafür rund 67 EUR bezahlen.
Die Huren wehren sich, ihnen sind die Tarife zu niedrig und das ProstSchG leistet ihnen Schützenhilfe, denn offiziell dürfen sich die Clubs in die Preisgestaltung der Frauen nicht mehr einmischen. Und wo frau gerade in Fahrt ist, werden nun auch Extras für alles und jedes formuliert, was vorher selbstverständlich inklusive war. Man muss dabei auch in Rechnung stellen, dass die Frauen herumkommen und sehen, was los ist: Zumindest in den großen, „systemrelevanten“ Touristenclubs finden sich Gäste aus Asien, den USA, der Schweiz, Skandinavien oder den arabischen Ländern ein, die eine dicke Brieftasche mitbringen, die die Spendierhosen an haben und die auch mit den neuerdings steigenden Preisforderungen immer noch blendend zurechtkommen angesichts teils sehr restriktiver gesetzlicher Vorgaben in ihren Heimatländern und den damit einhergehenden sündhaft teuren Tarifen. Man muss es einmal klar formulieren: Der biodeutsche Standardficker mit Service-Garantieansprüchen steht bei den Clubdamen nicht unbedingt hoch im Kurs; wenn überhaupt, dann möge er sich endlich mal an „vernünftige“ Tarife gewöhnen.
Zusammenfassend ist zu sagen:
Paysex in Deutschland war in den letzten Jahrzehnten – gemessen an der deutschen Kaufkraft – jahrzehntelang zu billig. Mir persönlich fällt es schwer, das zu konstatieren, aber Paysex ist dann richtig gepreist, wenn er für die einheimische Bevölkerung sündhaft teuer ist – ansonsten rebellieren die Huren, auch dann, wenn sie aus einem anderen Land kommen. Allerdings hat sich der Wind gedreht. In den folgenden Jahren wird es in deutschen Bordellen insbesondere in Kombination mit satten Aufpreisen (für bisher oft als inklusive geltende) Extras zu Preisexplosionen kommen.